reisefieber
rainer und darja auf der jagd nach dem verborgenen schatz


26.10.02  

Was ist hier sonst noch anders in Vietnam? Ein kurzer Ueberblick...

- Asiaten haben laengere Archilles-Sehnen und koennen stundenlang auf flachen Fuessen, der Hintern schwebt knapp ueber dem Boden, in der Hocke am Strassenrand sitzen. Versuchen Sie es mal selbst, wir koennen das nicht, ausser Sie sind Asiate.
- Tee wird auch kalt getrunken (auch starker schwarzer)
- in frisch gepresste Fruchtsaefte wird mit Vorliebe Zucker gemischt: dann ist der Ananassaft nicht so sauer! ;)
- die Tueren in Zuegen werden von innen mit Riegelschloessern dichtgemacht fuer Eindringliche, sind keine Schloesser vorhanden, werden sie mit Felsbloecken gesichert.
- im Restaurant-Wagen des Zuges wird ueber einem offenen Feuer gekocht.
- eine Schachtel Dunhill-Zigaretten kostet ca. 75 Euro-Cents.
- bei der Massage laufen einem die Maedels auf dem Ruecken herum.
- ein gutes Hotelzimmer fuer drei Leute kostet in der Provina 8 Dollar, in der Hauptstadt 15.
- Die Einheimischen gehen frueh ins Bett. Ab 22 Uhr sind die Strassen selbst im Wohnviertel der Hauptstadt leergefegt.
- die Frauenquote unter Strassen-Bauarbeitern liegt bei etwa 50 Prozent.
- ein gutes Abendessen bekommt man schon fuer einen Euro pro Person.

posted by Rainer | 10:40
 

Auf nach Phnom Penh oder: Wie war Vietnam?

Vietnam ist in Asien. Asien ist Stille - dachte ich als Asien-Unerfahrene bisher (ha ha, weit gefehlt!). Meine Erwartungen an dieses Land waren gepraegt vom Vietnam-Krieg (der hier Amerika-Krieg heisst), Sozialismus, Bilder von Arbeitern in Reisfeldern, Fernsehdokumentationen und den Fotos von Rainers Trip nach Vietam vor drei Jahren.

Dass Vietnam eines der aermsten Laender der Welt sein soll, konnten wir gar nicht glauben. Auf der Fahrt mit dem Zug sahen wir viele Menschen, die die Felder bestellten. Aber waren es ihre eigenen? Wir hatten den Eindruck von Fruchtbarkeit und konnten uns nicht vorstellen, dass in diesem Land Menschen Hunger leiden koennten. Die Kehrseite waren kleine ueberdachte Unterkuenfte am Strassenrand, in denen Menschen, die schwer arbeiteten, schlafen mussten.

Sozialismus oder Hardcore-Kapitalismus?

Wie kann in einer Sozialistischen Republik auf den Strassen nur so viel so viel Kapitalismus herrschen? Ueberall versuchte man, uns etwas zu verkaufen oder uns in Restaurants zu zerren, so dass wir kaum ein Unterschied zu Aegypten feststellen konnten. Selbst die H'Mongs in Sapa beherrschen eine eher offensive Verkaufsstrategie, mit der sie die Touristen belagern. Von denen gibt es hier uebrigens viele.

Tourismus und Floating Villages

Vietnam ist ein ausgesprochenes Reiseland. In dieser Hinsicht ist es im Aufbau begriffen und wir glaube, dass hier dieselben Fehler gemacht werden, wie in Europa. Welcher Asien-Tourist will hier schon ein zweites Los Christianos vorfinden? Auf Cat Ba Island ist der Bau von Hotelkomplexen schon sehr weit fortgeschritten. Ein Blick in die oertliche Diskothek zeigte uns ausgelassen tanzende Touristinnen, aber natuerlich keine Einheimischen. Diese schliefen naemlich derweil auf ihren kleinen Booten in schwimmenden Doerfern, die im Hafen oder etwas weiter vor der Kueste lagen.

Ein Trip nach Vietnam ist weit weniger Abenteuer, als man denken mag, denn hier ist alles gut organisiert und wenn wir mal vermisst werden: Einfach beim Staat anrufen, die wissen immer, wo wir gerade stecken. Denn wo wir auch sind, muessen wir unsere Paesse abgeben.

posted by darja lena | 10:26
 

War's der Drache oder ein Vulkan?

Mehr als 3.000 kleine Inseln oder besser gesagt riesige Felsen, bewachsen mit allerlei Gruenzeug, in smaragdgruenem Wasser: das ist die Halong-Bucht im Golf von Tonkin. Etwa 120 Kilometer oder 4 Stunden Busfahrt entfernt von Hanoi.
Drei Tage lang sind wir in diesem Paradies gewesen, haben zahlreise Bootstrips durch die verschachtelten Felsformationen gemacht, im warmen Wasser des Golfs gebadet, Berge erklommen und viel geschwitzt.
Die Details: Die schroffen Felsen aus grau-blauem Stein ragen wohl bis zu hundert Meter hoch aus dem Wasser. Einige sind mehrere hundert Meter lang, andere einfach nur riesige Saeulen, wie die Lange Anna vor Helgoland. Da die Halong-Bucht vor knapp zehn Jahren von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklaert wurde, darf man nur mit langsamen,. mit leisen Motoren betriebenen Dschunken durch die Wasserlandschaft driften. Einige Boote hissen ihre roten Segel, die wie ueberdimensionierte Faecher aussehen, die nur ein Riese in seinen patschigen Haenden halten koennte. Wenn man also auf dem Oberdeck der Dschunke sitzt, gleitet eine beeindruckende und beruhigende Kulisse an einem vorbei, wie man sie Hollywood nicht schoener haette basteln koennen. Wenn man dann noch Keith Jarrett's Koelner Konzert oder Thomas Tallis' "Lamentations of Jeremiah" in den Ohren hat - hier hilft die Mitnahme eines Walkmans, da die musikalische Auswahl an Bord diese Titel nicht vorsieht -, ist das Glueck perfekt.
Neue Freunde auf acht Beinen
Auf Cat Ba Island haben wir eine fuenfstuendige Trekking-Tour gemacht. Ueber sechs Berge, Felsen rauf, Felsen runter und das ziemlich steil. Die Berge und Taeler sind ueberwuchert von Urwald. Einen wilden Affen haben wir gesehen, viele Spinnen und Krebse. Die Spinnen waren teils handgross und hatten metergrosse Netze ueber die Wege gesponnen, die wir gehen mussten. Als wir unter einem Netz durchgehen wollten und unser Fuehrer warnte, die Spinne sei giftig und koenne springen, war uns schon etwas mulmig. Vor allem, als sie dann anfing, eine weisse Fluessigkeit aus ihrem Hinterteil zu spritzen... Letztendlich haben wir uns weitergetraut, aber nicht, ohne einige Minuten zu zoegern.
Im See oben auf einem der Berge liefen Krebse umher, da fragt man sich doch, wie sie dahin gekommen sind. Nun gut, ich bin zwar auch Krebs und da hoch gekommen, aber...
An Asian Fairy Tale
Die Sage behauptet, dass irgendwann vor vielen vielen Jahren ein riesiger Drache aus den Bergen gekommen ist und mit seinem langen Schwanz Ausbuchtungen in die Landschaft gehauen hat. Fertig waren neue, kleinere Berge und Taeler und als dann das Wasser kam und alles ueberschwemmte, war die Halong-Bucht fertig. Schwupps, so einfach geht das. Wir hatten eher die Vermutung, dass die Berg-Felsen durch einen Vulkan entstanden sind. Aber der Stein ist untypisch fuer Vulkane. Bleibt also nur, auf die naechste Ausgabe der Knoff-Hoff-Show zu warten.

posted by Rainer | 10:22


22.10.02  

Auch Hanoi hat einen Alsterpavillon

Heute war unser Shopping-Tag. So wie uebrigens gestern unser Diaet-Tag war. Weihnachtsvorbereitungen auf vietnamesisch. Die Lieben daheim wollen ja auch versorgt sein. So kam es, dass wir uns zwecks Bummels trennten und uns spaeter in einem Cafe am See wiedertrafen. Am Nebentisch sassen vier aeltere Damen aus Franken mit Dauerwellen beim Kaffeekraenzchen, die uns dazu inspirierten, uns zu verabreden, in dreissig Jahren wieder gemeinsam nach Hanoi zu fahren. Die Frage, ob mit oder ohne Anhang konnte noch nicht abschliessend geklaert werden. Das ist auch egal. Wichtig ist nur, dass wir das Alsterpavillon-Feeling, das uns dieses Cafe bot, im Herzen bewahren. Denn in dreissig Jahren wird dieses Gebaeude unter Garantie einen Burger King oder aehnliches beherbergen.

posted by darja lena | 22:34
 

Kinder

Als wir auf dem Pariser Flughafen in den Flieger nach Hanoi umstiegen, sahen Rainer und ich einen kleinen Jungen, der einen Rucksack in Form eines Teletubbies auf dem Ruecken hatte. Der Kopf des Teletubbies wippte beim Laufen nach hinten und wir beide fanden das unheimlich niedlich, weil es so aussah, als haette der Junge den Teletubbie huckepack genommen. Hier gibt es viele solcher "Teletubbies" und sie sind gar nicht mehr so niedlich, weil furchtbar traurig. Kleine Kinder im Alter von etwa sechs Jahren, die sich auf den Strassen von Hanoi oder auch auf den Reisfeldern in den Bergen tummeln, bekommen morgens ihre kleinen Geschwister auf den Ruecken gebunden, die sie dann den ganzen Tag mit sich herumtragen muessen. Auch ihr Kopf wippt beim Laufen nach hinten und sie blicken furchtbar teilnahmslos. Als wir gestern auf dem Weg vom Internet-Cafe ins Hotel waren, begegnete uns so ein kleiner Junge mit seinem kleinen Bruder auf dem Ruecken. Mitten in der Nacht versuchte er, uns Postkarten zu verkaufen. Die Frage nach einer gluecklich Kindheit stellte sich da gar nicht ...

posted by darja lena | 22:23


21.10.02  

Zugfahren

Diesmal in der Holzklasse zurueck nach Hanoi. Vier Tage Sapa sind wie im Flug vergangen und wir wollen das Land kennen lernen, indem wir bei Tageslicht den Zug besteigen. Vorher kommt allerdings noch die Fahrt mit dem Kamikaze-Taxi durch die Berge. In Vietnam versucht man, den Mangel an Fahrkuensten durch lautes, sinnloses Hupen zu jeder Gelegenheit zu kaschieren. Rechtzeitig erreichen wir den Bahnhof von Lao Cai und freuen uns, dass die Sitze im Zug "gar nicht so unbequem" sind. Naja, Langnasen wir wir muessen die Beine umeinander wickeln. Und so kommt es, dass wir nach neun Stunden, die der Zug fuer 380 km nach Hanoi braucht, ganz schoene Knoten in selbigen bekommt.

Leider haben wir Auslaender einen Waggon fuer uns, so dass wir die Vietnamesen nur schemenhaft studieren koennen. Macht nichts, allein die fliegenden Haendler sind eine Show. Sie bieten kalte Getraenke (die gen Hanoi immer waermer werden), Essen, Tee und Wasserpfeifen feil und auch die kleinen Shoe-Shine-Boys versuchen mit Ueberredungskuensten immer wieder ihr Glueck bei den Touristen.

Die Landschaft zieht waehrend der Fahrt an uns vorbei - besser als jedes Fernsehprogramm. So eine Zugfahrt kann man nur jedem empfehlen, auch wenn 380 km ganz schoen lang werden koennen... Man sieht hier eien wunderbare Landschaft an sich vorbeiziehen und das Flair Asiens, wie man es sich bildlich vorstellt. Aber an der Bahnstrecke ist auch bitterste Armut beheimatet. Reispfluecker, die einsam in den Feldern arbeiten sind genauso praesent wie Slums. Wem es wirklich gut geht, wer mit seinem Leben zufrieden ist und wer nicht, ist uns nicht klar. Aber es ist eine Frage, die uns umtreibt, denn wir hatten auf den ersten Blick nicht den Eindruck, dass Vietnam eines der aermsten Laender der Welt sei. Wir bleiben am Ball.

posted by darja lena | 23:14
 

Gestern in Sapa... oder der erfolglose Versuch, ins Nachbartal zu kommen!

Nach einem spaeten Fruehstueck und einem ausgiebigen Bummel ueber den Markt mit buntem Gemuese, obskur riechendem Fleisch und Handarbeiten der Minderheiten-Angehoerigen - teils bunter als das Gemuese - sind wir zum "Rent a Car" gegangen. Da die Strecken rund um Sapa fuer uns eher einen stresserzeugenden Eindruck erwecken, beschlossen wir, einen Wagen mit Fahrer zu nehmen. Die Abmachung: Auto mit Fahrer fuer fuenf Stunden fuer 20 Dollar. Der Fahrer sollte uns zum Tran Toc Pass bringen, dann hinunter ins naechste Tal und nach Lai Chau, der heissesten Gegend Vietnams. Wie verinbart, geben wir dem Fahrer vor der Abfahrt die Dollars und er rattert mit uns in seinem kaugummi-blauen Honda-Jeep in die Berge. Der Wagen hat keine Fenster, der Fahrer bedient die Gangschaltung so, dass es klingt, als ziehe er einen alten Wecker auf. Unter dem Lenkrad ein Geflecht von Kabeln frei nach dem Motto "Wer Ordnung haelt, ist nur zu faul zum Suchen.".
Unser Chaffeur spricht kein Englisch - macht aber nix, denn mit der Autovermieterin ist ja alles abgesprochen.
Nach etwa 20 Minuten erreichen wir den Pass, der sich durch den kuehlen Wind schon viel eher angekuendigt hat als wir ihn sehen konnten. Der Fahrer haelt an und bedeutet uns, dass wir nun aussteigen koennen. Fein, finden wir, springen aus dem Jeep und schiessen einige Fotos. Nachdem wir wieder im Auto sitzen, trudelt er mit uns in seinem Lutscher-farbenen Wagen nochmal 30 Meter den Berg herunter und stellt den Motor ab. Dann gibt er uns zu verstehen, dass wir nun Wandern sollen. Noe, finden wir, denn schliesslich wollten wir ganz runter ins naechste Tal."Lai Chau", sagen wir mehrmals und unser - fuer uns bis heute namenlose Chauffeur schuettelt den Kopf. "No", sagt er, zeigt auf den Tacho, die Tankanzeige und murmelt irgendwas Vietnamesisches. Wir: " Lai Chau". Er: " No, no. Oh no. Too far." Schnell ist klar, dass er uns also nicht nach Lai Chau bringt, er will, dass wir wandern. Dafuer - meinen wir - haben wir aber nicht den Wagen samt Fahrer fuer fuenf Stunden gemietet. Nach langem Hin- und Her fahren wir wieder zurueck nach Sapa. "If you bring us back to Sapa now, you give us back half the money.", sagt Susanne. "Oh no, no no" murmelt unser Expedient.
Schliesslich stehen wir etwa 30 Minuten spaeter wieder in dem Honda vor der Autovermietung und weigern uns auszusteigen, denn wir wollen wenigstens die Haelfte der 20 Dollar zurueck. Es dauert zehn Minuten, wilde Diskussionen mit der Autovermieterin, die anscheinend alles falsch verstanden hatte, obwohl sie immer schoen "Yes, yes" gesagt hatte und letzendlich halten wir 150.000 Dong in der Hand, umgerechnet 10 Dollar.
Immerhin: wir haben den Pass gesehen und auch schon waehrend der Fahrt schoene Landschaft. Anderthalb Stunden Autofahren fuer 10 Dollar... eigentlich etwas teuer fuer Vietnam, aber lustig wars doch. Auch, wenn wir das unserem renitenten Fahrer und seiner Vermieterin nicht gezeigt haben.

posted by Rainer | 23:12
archiv
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Unsere Tourdaten:

13.10.02: Hamburg - Paris - Bangkok - Hanoi
14.10.02 Treffen mit Susanne in Hanoi
16.10.02 Fahrt mit dem Schlafwagen nach Sapa
21.10.02 Rueckfahrt von Sapa nach Hanoi mit dem Zug (Holzklasse)
23.10.02 Susanne bricht auf nach PP, wir fahren vier Stunden mit dem Bus in die Halong-Bucht
25.10.02 Ankunft mit dem Bus in Hanoi
26.10.02 Flug Hanoi - Ho Chi Minh - Phnom Penh
30.10.02 Mit dem Taxi nach Sihanoukville
31.10.02 Erster Versuch, den Zug nach Kampot zu besteigen
01.11.02 Zweiter und erfolgreicher Versuch:
Sechs Stunden im Frachtwaggon
03.11.02 Rueckfahrt nach Phnom Penh mit dem Taxi
05.11.02 Mit dem Schnellboot den Tonle Sap hinauf nach Siem Reap in nur fuenf Stunden
07.11.02 Fkug Siem Reap - Bangkok
08.11.02 Flug Bangkok - Paris - Hamburg
09.11.02 Ankunft in Hambrg bei Regen und zwei Grad