reisefieber
rainer und darja auf der jagd nach dem verborgenen schatz


11.11.02  

Zwei Grad und Nieselregen

... bei unserer Ankunft in Hamburg. Es kann eben nicht immer alles 100 Prozent sein. Wir sind wieder da. Rainer steht schon wieder in seinem Studio und auch ich mache mich gleich auf den Weg zur Arbeit. Alles beim Alten oder doch alles neu?

Einen frohen Montagmorgen!

posted by darja lena | 14:18


8.11.02  

Besuch bei der Koenigin

Bangkok, kurz nach 23 Uhr: Der Verkehr steht still, Polizisten sperren die Strassen ab. Eine Drogenrazzia? Der kleine Park, durch den wir eben gegangen sind, erschien uns doch sehr verdaechtig ... Wir gehen ueber eine Strasse und werden von einem freundlichen Polizisten angehalten. "The Queen" fluestert er uns zu. Aha, die hohe Dame kommt auf ihrem Weg nach Hause an uns vorbei gerauscht. Wir stehen andaechtig am Strassenrand, denn in Thailand sind Koenig und Koenigin heilig. Nun aber husch ins Bett, denken wir, denn morgen bekommt sie ja Besuch. Von uns.

Am naechsten Morgen plagt uns ein Loch im Bauch. Wo bekommen wir ein Brot her, um uns fuer unseren Sightseeing-Tag fit zu machen? Nach ein wenig Sucherei spazieren wir wie selbstverstaendlich in ein Gebaeude, das nach einer Behoerde aussieht und in etwa so bewacht wird. Wie zwei normale Sachbearbeiter setzen wir uns in einen kantinenartigen Raum. Unser erster Besuch beim Oeffentlichen Dienst. Niemand beachtet uns, aber wir bekommen fuer umgerechnet etwas mehr als einen Dollar ein oppulentes Fruehstueck und stellen uns dabei vor, was wohl passieren wuerde, wenn wir einfach mal in eines der Bueros gingen und irgendeine Arbeit verrichteten...

Glitzernde Pracht und Brillanten

Der Koenigspalast ist das praechtigste, was wir in unserem Leben je gesehen haben. Alles blinkt und funkelt. Im krassen Gegensatz dazu stehen einige unserer Mitbesucher, die anscheinend nicht wissen, dass man das Auge der Koenigin (und unsere auch) nicht mit Shorts und Feinripp-Unterhemden beleidigen sollte. Na ja, sie ist ohnehin gerade nicht zugegen. So vertreiben wir uns ohne sie die Zeit in ihrem praechtigen Palast. Den Wert auch nur eines Daches oder einer Tuer zu schaetzen, wollen wir uns nicht anmassen. Es scheint schlicht unmoeglich.

Tja,eben noch durch ein kambodschanisches Dorf geradelt und nun in Prunk und Pracht. Das Leben haelt vieles bereit.

posted by darja lena | 18:32
 

Tschüß, Bangkok - auf Wiedersehen in Asien

Nachdem wir also Bangkok so ausführlich, wie man es innerhalb von 27 Stunden tun kann, erkundet haben, gönnen wir uns noch eine Thai-Massage. Im Zimmer im ersten Stock des Massage-Salons liegen neben einander vier Matten auf dem Boden, eingeschlagen in grüne Tücher wie man sie sonst nur im OP-Saal von Krankenhäusern sieht. Unsere Masseure (eine Frau für Darja, ein Mann für mich) weisen uns an, auf zwei Matratzen die horizontale Haltung einzunehmen. Wir sollen unsere Kleidung anbehalten, nur Darja muss ihren Rock durch eine dünne Hose ersetzen. Dann beginnt die SM-Session. Die Masseure kneten und walken uns durch, als hätten wir eine kräftige Tracht Prügel (Darja, für Dich eine "Wucht" *grins*) bei der Domina gebucht. Diverse Male bin ich mir nicht sicher, ob ich vor Schmerz oder Erleichterung lachen soll. Nachdem die beiden uns eine Stunde lang traktiert haben, fühlen wir uns wider Erwarten sehr entspannt.

Wir haben noch 89 Baht (ca. € 1,10), die wir für diverse (!) kleine Mahlzeiten auf den Kopf hauen. Die letzten 9 Baht wirft Darja einem Bettler in die Konservenbüchse. Gegen 19.30 Uhr sind wir pleite, wir haben nur noch genau die Summe auf Tasche, die wir für das Taxi zum Flughafen und die Ausreise-Gebühr zurückgelegt haben. Also trotten wir zurück ins Hotel, nehmen noch eine Dusche und machen uns gegen 21 Uhr auf zum Flughafen.

Für drei Dollar (ja, wir hatten noch eine eiserne Reserve dabei) nehmen wir noch zwei Kaffee im Flughafenrestaurant... warum sind Getränke in Terminals eigentlich immer so unverhältnismässig teuer und unlecker?! 23 Uhr: das Bording beginnt und der Urlaub trudelt langsam aus... rund 12 Stunden später (gegen 6 Uhr Ortszeit) sitzen wir am Gate des Pariser Flughafens Charles de Gaulle... 7.35 Uhr: unser Flugzeug nach Hamburg hebt ab... kurz nach 9: Fuhlsbüttel.... komisch, wir sind wieder Zuhause!

posted by Rainer | 18:32


7.11.02  

Verkehrsmitteltest 2 - Nachtrag

1. Nach zwei Tagen auf Stahlsaetteln und holperigen Strassen sind wir froh, gleich aufs Flugzeug umsatteln zu koennen.

2. Khmer-Kilometer scheinen kuerzer zu sein als normale.

posted by darja lena | 12:42
 

Wat-Wanderung als Rad-Wanderung

Gleich mal vorweg: Dass wir gestern 25 km bei sengender Hitze gefahren sind, muss wohl an dem Phaenomen der Khmer-Kilometer liegen (s. letzter Eintrag). Mir kam es vor wie zehn. Mein Hinterteil wuerde da allerdings widersprechen.

Um vier Uhr klingelte der Wecker zum ersten Mal. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten erreichten wir puenktlich zum Sonnenaufgang Angkor Wat. Angkor ist die groesste Tempelanlage der Welt und die offensichtlich beeindruckendste dazu. Sie ist Teil des UNESCO Weltkulturerbes. Angkor Wat ist sozusagen das Filetstueck der gesamten Anlage aus der Hochzeit der Khmer-Kultur. Aber es gibt auch noch einiges mehr zu sehen.
(Zur Geschichte von Ankgor)

Viele der bereits herumwimmelnden Touristen waren sehr betriebsam und auf der Jagd nach dem goldenen Foto. Kaum war die Sonne aufgegngen, hatten wir zwei Fruehaufsteher das Wat quasi fuer uns alleine und konnten uns nach einem Fruehstueck (Brot mit Omelette ist hier eine beliebte Kombination) ausgiebigst der Location widmen.

Ganz in Ruhe und mit vielen Trinkpausen (wegen der Verdunstung) genossen wir die Athmosphaere und "arbeiteten" so ganz nebenbei die wichtigsten Attraktionen ab. Den Bayon zum Beispiel, einen Tempel, den 54 angeblich geheimnisvoll laechelnde Gesichter verzieren. Uebrigens ein wunderbarer Ort, um im Schatten ein Schlaefchen zu halten.

Am meisten beeindruckt hat uns Ta Prohm, ein Tempel, der auch nach seiner Entdeckung weiterhin der Natur ueberlassen geblieben worden ist. Riesige Baeume haben vom Mauerwerk Besitz ergriffen und zermalmen nach und nach die Gebaeude.

Es war ein ruhiger, gelassener Tag mit ein wenig sportlicher Beteatigung, der frueh im Bett endete. Wir haben nicht mal das Abendbier geschafft und als wir ins Koma fielen, war es in Hamburg halb vier Nachmittags.

posted by darja lena | 12:48


5.11.02  


Schoene Tage mit Susanne

Was? Schon drei Wochen rum? Nun sitzen Mr. Ho, wie der Herr ohne Haare hier genannt wird, und ich alleine im Internet-Cafe herum. Viel zu schnell sind die Tage in Kampot vergangen: Mit Roller fahren, Haengematten-Restaurants, Reifenpannen, Ruinen von alten Villen und Autos, die unbedingt baden wollen, haben wir uns die Zeit vertrieben. Nach einem weiteren Tag in Phnom Penh nun also das endgueltige Aus fuer unsere Zeit mit Susanne.

Ein Abschiedsfoto haben wir auch gemacht:


Es war eine tolle Zeit! Tschuess!!

posted by darja lena | 21:13
 

Verkehrsmitteltest

Beispiel 1:
Nautisches Datum: 5. November 2002
Nautische Zeit: 7.00 Uhr

Wie so oft in diesem Urlaub sind wir frueh aufgestanden. Genau genommen hat der Wecker um 5.00 Uhr geklingelt. Susanne hat uns dann zum Schiffsablegeplatz von Phnom Penh gebracht. Mit dem Schnellboot wollen wir nach Siem Reap fahren. Das ist die Stadt, in deren Naehe die 900 Jahre alte Tempelanlage Angkor Wat und mehr altes Geruempel herumstehen.

Wir fahren mit dem Schnellboot, dessen Name "The Friend-Ship" lautet. Ja, auch die Kambodschaner haben Humor. Vielleicht spielen sie aber auch zu gerne Scrabble und wollen Punkte fuer den Doppelten Wortwert kassieren?!
Fuer unser Ticket, auf dem der Fahrpreis 25 US-Dollar steht, haben wir 20 bezahlt (ganz ohne Feilschen). Die Fahrt ueber den Tonle Sap River und den gleichnamigen Lake dauert fuenf Stunden.

Saemtliche Reisefuehrer empfehlen, aus Sicherheitsgruenden nicht im Schiffsinneren zu sitzen. O-Ton Lonely Planet: " Setzen Sie sich unbedingt aufs Dach. Sollte das Schiff kentern, ist das die einzige Chance, lebend zu entkommen.". Wir folgen diesem Rat, aber kurz vor dem Ablegen kommt die Hafenpolizei und verlangt, dass wir uns alle ins Schiffsinnere setzen. Ok, tun wir. Aber nicht mit gutem Gefuehl.

Das Schnellboot ist einigermassen alt (so alt wie ein Tragfluegelboot heutzutage sein kann) und in Malaysia schon ausgemustert worden. Kaum ist das Boot 20 Meter von der Mole weg, gehen wieder alle aufs Dach. Das Schiff rast besagte fuenf Stunden uebers Wasser und alles ist erlaubt: auch, bei voller Fahrt auf den Seitenfluegeln des Schiffs herumzulaufen, zum Beispiel, um zur Verrichtung kleinerer Geschaefte ins Schiffsinnere zu gelangen. Alles schoen freihaendig, winzige Sicherheitsgitter gibts nur auf dem Dach, nicht an den Seitenfluegeln. Rettungswesten gibts nicht, dafuer 2 Rettungsringe fuer die knapp hundert Passagiere.

Fazit: wir sind nicht gekentert. Und irgendwie hat die Reederei recht: warum soll man hundert Rettungswesten anschaffen, wenn die Boote eh nicht umkippen? Da kann sich manch kapitalistischer Controller 'ne Scheibe von abschneiden!

posted by Rainer | 21:35
 

Verkehrsmitteltest 2

Angkor Wat hat keine Fahrradstaender

Schnell sind sie ja, die Khmer. Kaum hat man mal angedeutet, dass man eventuell ueberlegen koennte, sich vielleicht ein Fahrrad zu leihen, da steht auch schon alles parat. Schon schrauben fleissige Finger an zwei niegelnagel-blitzeblanken, zum Teil noch frisch verpackten Trekking-bikes herum, montieren Schutzbleche und Wasserflaschen und und und ...

Schnell geschnappt, die kleinen Flitzer und sofort in die Falle getappt: Der Dorfsheriff hat naemlich alles gesehen - z.B. wie wir falsch herum in die Einbahnstrasse abgebogen sind. Zwei Dollar soll uns der Spass kosten. Rainer handelt den Preis etwas herunter.

Jetzt koennen wir auch sagen, wir haetten Kambodscha mit dem Drahtesel durchquert. Also auf nach Angkor Wat! Die Sonne geht gleich unter; wir muessen uns beeilen, wenn wir die Kamera noch an der richtigen Stelle positionieren wollen.

Aber wo schliessen wir unsere Fahrraeder an? Der Polizist, der am Eingang wacht, sieht uns schon so boese an (und den naechsten Dollar soll schliesslich nicht wieder die Polizei bekommen). Und vermeintliche Baeume, die so aussehen, als koenne man dort nagelneue Raeder anschliessen, entpuppen sich schliesslich als lose Aeste, die jemand in die Gegend gelehnt hat. Da hat mal wieder niemand fuer die Touris mitgedacht, ein Skandal.

Schliesslich zeigt uns ein kleiner Junge einen tollen Platz fuer unsere Gefaehrte und verspricht uns, darauf aufzupassen. Er hat es tatsaechlich getan. Und zum Dank dafuer kaufen wir seiner Mutter eine Flasche Wasser und eine Soja-Milch zu echten Touri-Preisen ab. Das war immer noch billiger als eine Parkuhr in der Hamburger Innenstadt und wir haben einen kleinen Jungen gluecklich gemacht.

Da die Fahrraeder in Kambodscha keine Lampen haben, wird die Rueckfahrt auf der unbeleuchtet Strasse etwas schwer. Hier koennen wir nur ein "mangelhaft" vergeben. Zum Glueck liegt, gewissermassen als Belohnung fuer die Strapazen, am Wegesrand eine Moeglichkeit, sich massieren zu lassen.

posted by darja lena | 21:55
 

Was man alles mit Kindern tun kann...

- sie zum Klauen auf die Strasse schicken
- sie an kinderlose Weisshaeute verkaufen
- sie im Bordell arbeiten lassen.

Nur drei der vielen Moeglichkeiten, mit denen man Kindern das Leben zur Hoelle machen kann. Alle drei werden hier in Kambodscha laut Experten uebrigens praktiziert. Endstation fuer viele Kinder sind die Strassen von Bangkok.

Es gibt aber auch Projekte, die derart misshandelten Kindern und Jugendlichen wieder ins normale Leben zurueckhelfen wollen. Eines davon haben wir heute in Siem Reap besucht. ""Krousar Thmey" (Neue Familie) holt Kinder von der Strasse, versucht, sie wieder ins Familienleben zu integrieren und - wenns nicht klappt - bietet ihnen ein neues Zuhause. Gespraeche, Betreuung und Ausbildung werden geboten.

Daneben verhilft die Organisation blinden Kindern zu Schul- und Berufsausbildung. So haben Darja und ich heute die "Seeing Hands" genossen.
Blinde Jugendliche, die uns auf sehr einfuehlsame Art und Weise massiert haben. Mein Masseur, Yaman, war 22 und hatte schon auf der Strasse in Bangkok gelebt. Geboren war er in Phnom Penh, also wohl verschleppt oder verkauft. Seit einem Jahr arbeitet er im Projekt und hat wirklich "sehende Haende".

An meiner Schulter habe ich mir letztens eine Verletzung zugezogen. Sie ist nicht fuehlbar von aussen, hat bloss ein kleines buntes Farbenspektrum auf der Haut hinterlassen. Als der blinde Yaman meine Schulter massiert hat, fragte er ploetzlich "How did you hurt yourself? There is a wound".

Wenn Ihr helfen wollt, die Wunden misshandelter kambodschanischer Kinder zu heilen: "Krousar Thmey" ist in Frankreich und der Schweiz als gemeinnuetzige Hilfsorganisation anerkannt.

posted by Rainer | 22:19


3.11.02  

Der Weg ist das Ziel oder: Bloss nicht das Gesicht verlieren

Eine beruhigende Sichtweise fuer den, der sich alleine oder im Familienverbund per Moto-Dup (Motorroller mit Chauffeur) durch die Stadt kutschieren laesst. Oft setzt das Fachpersonal auf zwei Raedern den Kunden zielstrebig irgendwo in der Stadt ab. So wurden eines Tages Rainer und ich an unserem Ziel Wat Phnom vorbei gefahren ohne dass der Fahrer auf unsere Proteste reagierte. Und am Mittwoch morgen ging ich verloren bei dem Versuch, den Taxistand am Central-Market zu erreichen. Allein gelassen mit etwa zwanzig wild gestikulierenden Khmern, die der englischen Sprache nicht maechtig waren und ohne Handy (war leer) und Stadtplan (hatte ich zuhause gelassen, wollte ja eigentlich nach Sihanoukville) stand ich da. Was tun? Die Not war gross, denn auch das Polizei-Personal der Hauptstadt sah mich bei meinen Fragen nur mit grossen Augen an. Ich hatte absolut keine Ahnung, wo ich war, der Fahrer wollte Geld sehen (bringt hier mal jemandem bei, dass er die Aufgabenstellung absolut verfehlt hat ...) und meine Ohren drohten zu platzen bei dem Laerm.

Was war passiert?

Wenn ein Khmer zugibt, dass er keine Ahnung von dem hat, was er machen soll, verliert er sein Gesicht. Damit das nicht passiert, macht er einfach irgend etwas anderes und verlangt selbstbewusst trotzdem sein Geld. Gleiches kann auch passieren, wenn man im Restaurant drei Tee bestellt und statt dessen ein fettiges Omelett serviert bekommt. Shit happens. Merke: Mit Oeger-Tours waere das nicht passiert!

P.S.

Habe dann doch noch den Weg zum Taxi nach Sihanoukville gefunden.

posted by darja lena | 19:11
 

Was ist in Kambodscha anders als bei uns? Ein kurzer Ueberblick zwischendurch...

- Ein Ticket fuer sechs Stunden Bahnfahrt (ca. knapp 100 Kilometer) kostet 5.000 Riel. Das entspricht 1,25 Euro.
- Zugreisende fahren in Ermangelung von Personenwagen im Frachtwagen und sitzen auf dem Boden oder schwingen in Haengematten hin- und her. (Macht uebrigens viel Spass!!!)
- Bars, Cafes und Restaurants haben meist nur einen Bruchteil dessen, was auf der Karte steht.
- Extreme weisshaeutige Menschen wie ich bewirken vor allem in laendlichen Gebieten ein grosses Hallo unter den Einheimischen. Einige Kleinstkinder fangen an zu weinen.
- Man kann sich ein Mokick mieten, ohne einen Fuehrerschein zu haben.
- Die Strassen (selbst der in Hauptstadt) bestehen, wenn nicht gepflastert, aus Sand, Schmodder und Schlagloechern. Einige Loecher sind so tief, dass man am Ende sieht, wie eine Praktikantin George W. Bush im Washingtoner Oral Office.....
- Taxis sind hier Mofas, auf denen man ohne Helm in der Stadt herumkutschiert wird. Klassische Taxis wie wir sie kennen werden nur fuer Langstrecken benutzt, also in andere Staedte.
- Hier isst man gern gebratenen Vogel.
- Sonnenuntergaenge sehen aus wie auf Postkarten.
- Nach einem Tag grosser Hitze freut man sich hier ueber einen deftigen November-Regen.
- Waesche trocknet teils innerhalb nur einer Stunde; dafuer bleicht sie aus, weil das Waschmittel so aggressiv ist.
Fortsetzung folgt...

posted by Rainer | 19:46
 

Zu Gast bei Familie Khmer

Ort der Handlung: Der Badeort Sihanoukville, ca. 230 Kilometer suedwestlich von Phnom Penh.

Sternenzeit: 30. Oktober 2002.

Nach einigen Stunden unter Palmen und Sonnendach am Strand von Sihanoukville, das die Franzosen waehrend ihrer Besetzung zur kambodschanischen Riviera ausbauen wollten, gehen wir die 20 Meter von der Wasserlinie zum Hotel. Dort duschen wir unsere aufgeheizten kleinen Koerper, ziehen uns Kleidung an, die nicht schon verschwitzt riecht (haelt nach dem Anziehen nur etwa 5 bis 7 Minuten) , und setzen uns ins hoteleigene Restaurant, um eine Mahlzeit zu uns zu nehmen. Eigentlich ist Essen ja nicht so unsere Sache, aber die Malaria-Prophylaxe-Pillen brauchen halt einen gegrillten Fisch, Reis und Salat. Dazu ein Bier (so stehts im Beipackzettel).
Von zwei Haeuser weiter droehnt laute Musik herueber. Ding ding, dong dong, pling, plang, pok pok. Einheimische Musik! "Wie sollen wir da nur schlafen koennen", fragen wir uns, denn die Nacht naht und wir muessen am naechsten Morgen um 5 aufstehen, da unser Zug um kurz nach 6 geht. Dazu spaeter mehr.
Neugierig beschliessen wir dann aber, doch mal rueber zu gehen zu der Party oder Disko oder was auch immer das sein mag. Wir trotten zum Nachbargrundstueck, stehen am dortigen Gartentor und sehen ca. 40 bis 50 Khmer freudig tanzen.
Da wir vergessen hatten, unsere Tarnkappen aufzusetzen, hat uns schnell einer der Eingeborenen gesehen. Rafft Stuehle zusammen und winkt uns heran. Wir muessen uns setzen und sind spontan Ehrengaeste.
Eine Frau bringt kruegeweise Bier fuer uns (die Marke Angkor ist laut ihrem mehrmaligen Beteuern die Nummer 1 in Kambodscha), ein junges Maedchen zwei verschiedene Essen, Essschalen und Staebchen. Wir sind eigentlich noch voll von der Kleinigkeit, die wir der Malaria-Tablette zufuehren mussten, probieren uns aber durch das reichhaltige Angebot. Einige Einheimische versuchen, mich zum Bier-Auf-Ex-Trinken zu ueberreden, waehrend andere die Maedels zum Tanzen auffordern. In unterschiedlichen Besetzungen muessen wir danach mit den Khmers traditionelle Taenze tanzen, trinken und essen.
Zwischendurch erfahren wir auch den Grund fuer das kleine Fest: ein kleiner Junge hat 8-jaehrigen Geburtstag. Wegen des jungen Alters findet die Feier nur im kleinsten Kreise statt (s.o.)
Irgendwann ist klar: jetzt koennen wir schlafen. Also verabschieden wir uns und freuen uns ueber den netten Abend und die freundliche Aufnahme.
Hier noch ein wichtiger Sicherheitshinweis: Versuchen Sie nie in Deutschland, als Angehoeriger einer fremden Rasse uneingeladen und unangemeldet auf eine Familienfeier zu gehen. Sie koennten das bereuen!

posted by Rainer | 20:12
 

Zugfahren 2

Der Bahnhof von Sihanoukville: Ein verlassenes Gebaeude im Stil eines Parkhauses. Durch die Eingangshalle huschen die Ratten. Ueber den Bahnsteig laufen Huehner und Schweine, Zugteile stehen vereinzelt herum. Der Zug nach Kampot faehrt nur an ungeraden Tagen. Zu unserem Leidwesen nicht am 31. eines Monats. So mussten wir zwei Tage hintereinander um fuenf Uhr aufstehen.

Wir im Wohnwagen

Auch beim zweiten Mal waren wir nicht ganz sicher, ob der Zug fahren wuerde. Als wir dann aber eine Fahrkarte hatten und man uns die Auskunft gab, der Zug wuerde so zwischen sieben und acht Uhr fahren, waren wir guter Dinge. Aber: Welcher dieser Gueterwagen wuerde unserer sein? Man entschied sich, uns einen Waggon zuzuweisen, der auf einem besonders zugewachsenen Gleis stand. Eher eine Art Wohnwagen dachten wir, denn seine Bewohner putzten sich gerade die Zaehne. Einzelne Frauen kochten drinnen auf offenen Feuern bereits eine Suppe zum Fruehstueck. Wir liessen uns nicht abschrecken und fingen an, unsere Haengematten aufzuhaengen was grosse Proteste hervorrief. Waren wir im Speisewagen gelandet? Ein kurzer Versuch, in ein Abteil auf dem Nebengleis zu wechseln, scheiterte. Also wieder zurueck gehangelt.

Waehrend wir uns haeuslich einrichteten, ruckte es ab und zu merklich. Die Lok rangierte hin und her und schliesslich hatten wir einen zusammenhaengenden Zug, der sich langsam fuellte. Da spuerte ich eine Hand auf meiner Schulter und den Bruchteil einer Sekunde spaeter rief jemad auf Khmer etwas, das wohl "Vorsicht - heiss und fettig!" heissen musste, denn eine Frau raste mit ihrer gluehenden Kochstelle an uns vorbei ans andere Ende des Wagens.


Gueterzug oder Personenzug?

Puenktlich um acht Uhr fuhren wir ab. Das Schaukeln der Haengematte brachte mich auf die Idee, doch noch ein "Reisegold" einzuwerfen, was sich als formidable Idee erwies. Denn nachdem sich der Zug einige Kilometer durch die Landschaft geschlaengelt hatte, dockte ploetzlich eine Art von einem Motorroller betriebene Draisine hinten an und durch Oeffnungen in der Rueckwand wurde Holz aufgeladen. Zu diesem Zwecke mussten die auf dem Boden hockenden Passagiere hin und her springen und auch wir verliessen auf Kommando des Ober-Holzverladers unsere Haengematten. Ich lege meine Haende nicht dafuer ins Feuer, dass der Herr wusste, was er da tat. Als die Aktion Holz beendet schien und sich die Menschen auf dem Holzstapel verteilt hatten, waren ploetzlich wieder harsche Kommandos zu hoeren, denn nun musste bei fahrendem Zug das Holz noch aufs Dach verladen werden.

Sechs Stunden...
... und diverse Ein- und Umladeaktionen spaeter kamen wir in Kampot an. Natuerlich war es nicht der Speisewagen, in dem wir gelandet waren, aber der Service war besser als bei der Bahn AG. So konnte ich das erste Mal einen Gurkensaft aus der Plastiktuete geniessen, der so suess war, dass ich ihn gleich weiterverschenkte. Rainer mit seiner "dack son deik" (Sojamilch) war da geschmacklich auf der sichereren Seite. Was wir gesehen haben, hat uns an Armut und Fluechtlingstransporte erinnert. Wir hatten die Armut vor Augen, aber auch eine gute Gelegenheit, mit den Menschen in Kontakt zu treten.

posted by darja lena | 20:13


29.10.02  

Medienmenschen in Phnom Penh

Heute war quasi ein Arbeitstag. Rainer hatte die Aufgabe, den Mitarbeiterinnen von Susanne zu erklaeren, wie man ein Interview mit dem MD-Recorder macht. Nicht ganz leicht, sich in ihre Denke hinein zu versetzen, wenn man selber ein alter Hase in der Branche ist. Aber es hat geklappt - und ob die Information, dass man im Interview zustimmende Kommentare besser nicht abgegeben sollte, angekommen ist, werden wir demnaechst im kambodschanischen Radio hoeren koennen.


Am Nachmittag haben wir dem National Radio dann einen kleinen "Arbeitsbesuch" abgestattet. Das Equipment dort ist noch recht altertuemlich und die Studios bei Radio Hamburg sind bestimmt auch etwas repraesentativer eingerichtet. Was dort gesendet wird, wird vorher komplett aufgezeichnet. Und das Okay der Regierung braucht man nur, wenn man eine politische Nachricht senden moechte. Da das etwas dauert, koennt Ihr Euch vorstellen, wie aktuell die Sendungen sind. Aktuell auch deshalb, weil eine beliebte Quelle fuer die News die lokalen Zeitungen sind. Ich war beeindruckt, wie offen der Kollege dort mit uns gesprochen hat.

Parallelen

Im Anschluss waren wir im Tuol-Sleng-Museum, dem ehemaligen Konzentrationslager, in dem Pol Pot von 1975 bis 1979 an die 20.000 Menschen bestialisch gequaelt und ermordet hat. Was wir bisher nicht wussten: Die Vollstrecker waren Kinder! Die Frau, die uns durch das Museum gefuehrt hat, hat so ganz nebenbei erwaehnt, dass auch einige ihrer Familenmitglieder in den Reisfeldern gestorben sind. Vielleicht ist das ihre Art, mit der Vergangenheit zurecht zu kommen. Wir waren sehr beeindruckt und haben als Deutsche die grausamen Bilder natuerlich mit ganz speziellen Augen gesehen.

posted by darja lena | 18:18
 

Reisefieber

Nun sind wir seit vier Tagen in Phnom Penh aber von Kulturschock, Mekong und Meditationen muessen wir spaeter berichten, denn es ist wirklich nicht leicht, hier irgend etwas ins Internet zu stellen. Da der Koenig Geburtstag hat und hier alle frei haben, sind auch wir die naechsten Tage auf Reisen. Erstmal geht es ans Meer nach Sihanoukville (ganz unten auf der Karte - Sueden nennt man das wohl). Bis dahin alles Gute.

posted by darja lena | 18:51


26.10.02  

War's der Drache oder ein Vulkan?

Mehr als 3.000 kleine Inseln oder besser gesagt riesige Felsen, bewachsen mit allerlei Gruenzeug, in smaragdgruenem Wasser: das ist die Halong-Bucht im Golf von Tonkin. Etwa 120 Kilometer oder 4 Stunden Busfahrt entfernt von Hanoi.
Drei Tage lang sind wir in diesem Paradies gewesen, haben zahlreise Bootstrips durch die verschachtelten Felsformationen gemacht, im warmen Wasser des Golfs gebadet, Berge erklommen und viel geschwitzt.
Die Details: Die schroffen Felsen aus grau-blauem Stein ragen wohl bis zu hundert Meter hoch aus dem Wasser. Einige sind mehrere hundert Meter lang, andere einfach nur riesige Saeulen, wie die Lange Anna vor Helgoland. Da die Halong-Bucht vor knapp zehn Jahren von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklaert wurde, darf man nur mit langsamen,. mit leisen Motoren betriebenen Dschunken durch die Wasserlandschaft driften. Einige Boote hissen ihre roten Segel, die wie ueberdimensionierte Faecher aussehen, die nur ein Riese in seinen patschigen Haenden halten koennte. Wenn man also auf dem Oberdeck der Dschunke sitzt, gleitet eine beeindruckende und beruhigende Kulisse an einem vorbei, wie man sie Hollywood nicht schoener haette basteln koennen. Wenn man dann noch Keith Jarrett's Koelner Konzert oder Thomas Tallis' "Lamentations of Jeremiah" in den Ohren hat - hier hilft die Mitnahme eines Walkmans, da die musikalische Auswahl an Bord diese Titel nicht vorsieht -, ist das Glueck perfekt.
Neue Freunde auf acht Beinen
Auf Cat Ba Island haben wir eine fuenfstuendige Trekking-Tour gemacht. Ueber sechs Berge, Felsen rauf, Felsen runter und das ziemlich steil. Die Berge und Taeler sind ueberwuchert von Urwald. Einen wilden Affen haben wir gesehen, viele Spinnen und Krebse. Die Spinnen waren teils handgross und hatten metergrosse Netze ueber die Wege gesponnen, die wir gehen mussten. Als wir unter einem Netz durchgehen wollten und unser Fuehrer warnte, die Spinne sei giftig und koenne springen, war uns schon etwas mulmig. Vor allem, als sie dann anfing, eine weisse Fluessigkeit aus ihrem Hinterteil zu spritzen... Letztendlich haben wir uns weitergetraut, aber nicht, ohne einige Minuten zu zoegern.
Im See oben auf einem der Berge liefen Krebse umher, da fragt man sich doch, wie sie dahin gekommen sind. Nun gut, ich bin zwar auch Krebs und da hoch gekommen, aber...
An Asian Fairy Tale
Die Sage behauptet, dass irgendwann vor vielen vielen Jahren ein riesiger Drache aus den Bergen gekommen ist und mit seinem langen Schwanz Ausbuchtungen in die Landschaft gehauen hat. Fertig waren neue, kleinere Berge und Taeler und als dann das Wasser kam und alles ueberschwemmte, war die Halong-Bucht fertig. Schwupps, so einfach geht das. Wir hatten eher die Vermutung, dass die Berg-Felsen durch einen Vulkan entstanden sind. Aber der Stein ist untypisch fuer Vulkane. Bleibt also nur, auf die naechste Ausgabe der Knoff-Hoff-Show zu warten.

posted by Rainer | 10:22
 

Auf nach Phnom Penh oder: Wie war Vietnam?

Vietnam ist in Asien. Asien ist Stille - dachte ich als Asien-Unerfahrene bisher (ha ha, weit gefehlt!). Meine Erwartungen an dieses Land waren gepraegt vom Vietnam-Krieg (der hier Amerika-Krieg heisst), Sozialismus, Bilder von Arbeitern in Reisfeldern, Fernsehdokumentationen und den Fotos von Rainers Trip nach Vietam vor drei Jahren.

Dass Vietnam eines der aermsten Laender der Welt sein soll, konnten wir gar nicht glauben. Auf der Fahrt mit dem Zug sahen wir viele Menschen, die die Felder bestellten. Aber waren es ihre eigenen? Wir hatten den Eindruck von Fruchtbarkeit und konnten uns nicht vorstellen, dass in diesem Land Menschen Hunger leiden koennten. Die Kehrseite waren kleine ueberdachte Unterkuenfte am Strassenrand, in denen Menschen, die schwer arbeiteten, schlafen mussten.

Sozialismus oder Hardcore-Kapitalismus?

Wie kann in einer Sozialistischen Republik auf den Strassen nur so viel so viel Kapitalismus herrschen? Ueberall versuchte man, uns etwas zu verkaufen oder uns in Restaurants zu zerren, so dass wir kaum ein Unterschied zu Aegypten feststellen konnten. Selbst die H'Mongs in Sapa beherrschen eine eher offensive Verkaufsstrategie, mit der sie die Touristen belagern. Von denen gibt es hier uebrigens viele.

Tourismus und Floating Villages

Vietnam ist ein ausgesprochenes Reiseland. In dieser Hinsicht ist es im Aufbau begriffen und wir glaube, dass hier dieselben Fehler gemacht werden, wie in Europa. Welcher Asien-Tourist will hier schon ein zweites Los Christianos vorfinden? Auf Cat Ba Island ist der Bau von Hotelkomplexen schon sehr weit fortgeschritten. Ein Blick in die oertliche Diskothek zeigte uns ausgelassen tanzende Touristinnen, aber natuerlich keine Einheimischen. Diese schliefen naemlich derweil auf ihren kleinen Booten in schwimmenden Doerfern, die im Hafen oder etwas weiter vor der Kueste lagen.

Ein Trip nach Vietnam ist weit weniger Abenteuer, als man denken mag, denn hier ist alles gut organisiert und wenn wir mal vermisst werden: Einfach beim Staat anrufen, die wissen immer, wo wir gerade stecken. Denn wo wir auch sind, muessen wir unsere Paesse abgeben.

posted by darja lena | 10:26
 


Was ist hier sonst noch anders in Vietnam? Ein kurzer Ueberblick...

- Asiaten haben laengere Archilles-Sehnen und koennen stundenlang auf flachen Fuessen, der Hintern schwebt knapp ueber dem Boden, in der Hocke am Strassenrand sitzen. Versuchen Sie es mal selbst, wir koennen das nicht, ausser Sie sind Asiate.
- Tee wird auch kalt getrunken (auch starker schwarzer)
- in frisch gepresste Fruchtsaefte wird mit Vorliebe Zucker gemischt: dann ist der Ananassaft nicht so sauer! ;)
- die Tueren in Zuegen werden von innen mit Riegelschloessern dichtgemacht fuer Eindringliche, sind keine Schloesser vorhanden, werden sie mit Felsbloecken gesichert.
- im Restaurant-Wagen des Zuges wird ueber einem offenen Feuer gekocht.
- eine Schachtel Dunhill-Zigaretten kostet ca. 75 Euro-Cents.
- bei der Massage laufen einem die Maedels auf dem Ruecken herum.
- ein gutes Hotelzimmer fuer drei Leute kostet in der Provina 8 Dollar, in der Hauptstadt 15.
- Die Einheimischen gehen frueh ins Bett. Ab 22 Uhr sind die Strassen selbst im Wohnviertel der Hauptstadt leergefegt.
- die Frauenquote unter Strassen-Bauarbeitern liegt bei etwa 50 Prozent.
- ein gutes Abendessen bekommt man schon fuer einen Euro pro Person.

posted by Rainer | 10:40


22.10.02  

Kinder

Als wir auf dem Pariser Flughafen in den Flieger nach Hanoi umstiegen, sahen Rainer und ich einen kleinen Jungen, der einen Rucksack in Form eines Teletubbies auf dem Ruecken hatte. Der Kopf des Teletubbies wippte beim Laufen nach hinten und wir beide fanden das unheimlich niedlich, weil es so aussah, als haette der Junge den Teletubbie huckepack genommen. Hier gibt es viele solcher "Teletubbies" und sie sind gar nicht mehr so niedlich, weil furchtbar traurig. Kleine Kinder im Alter von etwa sechs Jahren, die sich auf den Strassen von Hanoi oder auch auf den Reisfeldern in den Bergen tummeln, bekommen morgens ihre kleinen Geschwister auf den Ruecken gebunden, die sie dann den ganzen Tag mit sich herumtragen muessen. Auch ihr Kopf wippt beim Laufen nach hinten und sie blicken furchtbar teilnahmslos. Als wir gestern auf dem Weg vom Internet-Cafe ins Hotel waren, begegnete uns so ein kleiner Junge mit seinem kleinen Bruder auf dem Ruecken. Mitten in der Nacht versuchte er, uns Postkarten zu verkaufen. Die Frage nach einer gluecklich Kindheit stellte sich da gar nicht ...

posted by darja lena | 22:23
 

Auch Hanoi hat einen Alsterpavillon

Heute war unser Shopping-Tag. So wie uebrigens gestern unser Diaet-Tag war. Weihnachtsvorbereitungen auf vietnamesisch. Die Lieben daheim wollen ja auch versorgt sein. So kam es, dass wir uns zwecks Bummels trennten und uns spaeter in einem Cafe am See wiedertrafen. Am Nebentisch sassen vier aeltere Damen aus Franken mit Dauerwellen beim Kaffeekraenzchen, die uns dazu inspirierten, uns zu verabreden, in dreissig Jahren wieder gemeinsam nach Hanoi zu fahren. Die Frage, ob mit oder ohne Anhang konnte noch nicht abschliessend geklaert werden. Das ist auch egal. Wichtig ist nur, dass wir das Alsterpavillon-Feeling, das uns dieses Cafe bot, im Herzen bewahren. Denn in dreissig Jahren wird dieses Gebaeude unter Garantie einen Burger King oder aehnliches beherbergen.

posted by darja lena | 22:34


21.10.02  

Gestern in Sapa... oder der erfolglose Versuch, ins Nachbartal zu kommen!

Nach einem spaeten Fruehstueck und einem ausgiebigen Bummel ueber den Markt mit buntem Gemuese, obskur riechendem Fleisch und Handarbeiten der Minderheiten-Angehoerigen - teils bunter als das Gemuese - sind wir zum "Rent a Car" gegangen. Da die Strecken rund um Sapa fuer uns eher einen stresserzeugenden Eindruck erwecken, beschlossen wir, einen Wagen mit Fahrer zu nehmen. Die Abmachung: Auto mit Fahrer fuer fuenf Stunden fuer 20 Dollar. Der Fahrer sollte uns zum Tran Toc Pass bringen, dann hinunter ins naechste Tal und nach Lai Chau, der heissesten Gegend Vietnams. Wie verinbart, geben wir dem Fahrer vor der Abfahrt die Dollars und er rattert mit uns in seinem kaugummi-blauen Honda-Jeep in die Berge. Der Wagen hat keine Fenster, der Fahrer bedient die Gangschaltung so, dass es klingt, als ziehe er einen alten Wecker auf. Unter dem Lenkrad ein Geflecht von Kabeln frei nach dem Motto "Wer Ordnung haelt, ist nur zu faul zum Suchen.".
Unser Chaffeur spricht kein Englisch - macht aber nix, denn mit der Autovermieterin ist ja alles abgesprochen.
Nach etwa 20 Minuten erreichen wir den Pass, der sich durch den kuehlen Wind schon viel eher angekuendigt hat als wir ihn sehen konnten. Der Fahrer haelt an und bedeutet uns, dass wir nun aussteigen koennen. Fein, finden wir, springen aus dem Jeep und schiessen einige Fotos. Nachdem wir wieder im Auto sitzen, trudelt er mit uns in seinem Lutscher-farbenen Wagen nochmal 30 Meter den Berg herunter und stellt den Motor ab. Dann gibt er uns zu verstehen, dass wir nun Wandern sollen. Noe, finden wir, denn schliesslich wollten wir ganz runter ins naechste Tal."Lai Chau", sagen wir mehrmals und unser - fuer uns bis heute namenlose Chauffeur schuettelt den Kopf. "No", sagt er, zeigt auf den Tacho, die Tankanzeige und murmelt irgendwas Vietnamesisches. Wir: " Lai Chau". Er: " No, no. Oh no. Too far." Schnell ist klar, dass er uns also nicht nach Lai Chau bringt, er will, dass wir wandern. Dafuer - meinen wir - haben wir aber nicht den Wagen samt Fahrer fuer fuenf Stunden gemietet. Nach langem Hin- und Her fahren wir wieder zurueck nach Sapa. "If you bring us back to Sapa now, you give us back half the money.", sagt Susanne. "Oh no, no no" murmelt unser Expedient.
Schliesslich stehen wir etwa 30 Minuten spaeter wieder in dem Honda vor der Autovermietung und weigern uns auszusteigen, denn wir wollen wenigstens die Haelfte der 20 Dollar zurueck. Es dauert zehn Minuten, wilde Diskussionen mit der Autovermieterin, die anscheinend alles falsch verstanden hatte, obwohl sie immer schoen "Yes, yes" gesagt hatte und letzendlich halten wir 150.000 Dong in der Hand, umgerechnet 10 Dollar.
Immerhin: wir haben den Pass gesehen und auch schon waehrend der Fahrt schoene Landschaft. Anderthalb Stunden Autofahren fuer 10 Dollar... eigentlich etwas teuer fuer Vietnam, aber lustig wars doch. Auch, wenn wir das unserem renitenten Fahrer und seiner Vermieterin nicht gezeigt haben.

posted by Rainer | 23:12
 

Zugfahren

Diesmal in der Holzklasse zurueck nach Hanoi. Vier Tage Sapa sind wie im Flug vergangen und wir wollen das Land kennen lernen, indem wir bei Tageslicht den Zug besteigen. Vorher kommt allerdings noch die Fahrt mit dem Kamikaze-Taxi durch die Berge. In Vietnam versucht man, den Mangel an Fahrkuensten durch lautes, sinnloses Hupen zu jeder Gelegenheit zu kaschieren. Rechtzeitig erreichen wir den Bahnhof von Lao Cai und freuen uns, dass die Sitze im Zug "gar nicht so unbequem" sind. Naja, Langnasen wir wir muessen die Beine umeinander wickeln. Und so kommt es, dass wir nach neun Stunden, die der Zug fuer 380 km nach Hanoi braucht, ganz schoene Knoten in selbigen bekommt.

Leider haben wir Auslaender einen Waggon fuer uns, so dass wir die Vietnamesen nur schemenhaft studieren koennen. Macht nichts, allein die fliegenden Haendler sind eine Show. Sie bieten kalte Getraenke (die gen Hanoi immer waermer werden), Essen, Tee und Wasserpfeifen feil und auch die kleinen Shoe-Shine-Boys versuchen mit Ueberredungskuensten immer wieder ihr Glueck bei den Touristen.

Die Landschaft zieht waehrend der Fahrt an uns vorbei - besser als jedes Fernsehprogramm. So eine Zugfahrt kann man nur jedem empfehlen, auch wenn 380 km ganz schoen lang werden koennen... Man sieht hier eien wunderbare Landschaft an sich vorbeiziehen und das Flair Asiens, wie man es sich bildlich vorstellt. Aber an der Bahnstrecke ist auch bitterste Armut beheimatet. Reispfluecker, die einsam in den Feldern arbeiten sind genauso praesent wie Slums. Wem es wirklich gut geht, wer mit seinem Leben zufrieden ist und wer nicht, ist uns nicht klar. Aber es ist eine Frage, die uns umtreibt, denn wir hatten auf den ersten Blick nicht den Eindruck, dass Vietnam eines der aermsten Laender der Welt sei. Wir bleiben am Ball.

posted by darja lena | 23:14


18.10.02  

Karaoke....

... ist hier ein sehr beliebter Zeitvertreib. Waehrend ich im Internet-Cafe sitze, droehnen, nebenan Susanne und Rainer "California Dreaming". Susanne und ich mussten den ganzen Abend mit mittelalten Chinesen tanzen, waehrend sich Rainer mit einem gutaussehenden Vietnamesen die Zeit verplauscht hat. Dabei faellt mir ein, dass wir selber schon mittelalt sind.

Wir haben heute eine lange Wanderung gemacht. Bereits nach der Haelfte lechtzte Susanne nach dem Jeep, der uns wieder abholen sollte. Das aber soll nur der Teaser fuer morgen gewesen sein, denn dann wird an dieser Stelle jemand naeheres berichten. Gute Nacht an Euch alle. Ich muss drueben mal nach dem rechten sehen.

posted by darja lena | 22:09
 

Karaoke 2...

Jetzt sind Susanne und Darja "on stage" - ich haette nie gedacht, dass das grosse Hobby der Asiaten auch uns so begeistern koennte. Der gutaussehende Vietnamese, von dem Darja eben geschrieben hat, ist mittlerweile weg und was sollte mich da noch halten ?!
Unsere Wanderung heute war sehr schoen, wir hatten eine H'mong als Fuehrerin. Sising ist 17 Jahre alt und gehoert zum Bergvolk der H'mong, einer so genannten Volksminoritaet. In ihrer traditionellen Tracht hat sie uns um halb Neun heute Morgen im Hotel abgeholt und etwas mehr als 7 Stunden lang ueber Berge, durch Taeler und einige der Bergvoelker-Dorfer gefuehrt. Dabei hat sie einiges ueber die Natur und die Lebensweise der Minoritaeten erklaert. Zwischendurch hat sie uns in das Haus ihrer Schwester eingeladen, die vor drei Monaten eine kleine Tochter bekommen hat. Fuer alle Hamburger: die Haeuser sehen von innen aus wie die historischen Gebaeude am Kiekeberg. Strom haben sie, aber ansonsten wirkt alles sehr einfach.... also wirklich sehr einfach. Heutzutage gehen die Kinder der Minoritaeten zur Schule. Sising selber kann mit ihren 17 weder Lesen noch Schreiben.... aber sie spricht Englisch und das gar nicht mal so schlecht.
Die Menschen leben hauptsaechlich vom Reisanbau, ernten aber auch Soja-Bohnen, Marihuana und Opium. Letzteres ist natuerlich vom Staat her verboten, die Produkte - wie Sising uns versicherte - aber nur fuer den Export bestimmt. Na, dann ist ja alles klar, oder?
Wir haben uebrigens heute Abend festgestellt, dass das Essen in den einfachen, billigen Butzen am besten ist. Der Besuch in teureren Restaurants lohnt eher wenig.
Morgen ist hier grosser Markttag. Vor allem die verschiedenen Bergvoelker kommen dann ins Dorf, um ihre Waren anzubieten. Aber das tun sie eigentlich auch so schon staendig. Ueberall im Dorf stehen sie in ihren Trachten herum und springen auf uns zu, um selbstgemachte Kleidung und Schmuck - oder manchmal eben auch Drogen - anzubieten. Bislang haben wir noch nichts gekauft, aber einige Kleidungsstuecke sind extrem huebsch, was das Design und die Farben angeht, so dass ich wohl noch auf dem Markt nochmal zuschlagen werden.
Genau genommen ist das Leben ganz schoen schoen!

posted by Rainer | 22:39


17.10.02  

Sapa

"Lao Cai twenty minutes!" droehnte heute morgen eine piepsige Stimme durch die Ritzen unseres Schlafwagen-Abteils. Wir konnten noch nicht so richtig glauben, dass wir schon da waren, denn schliesslich war es noch dunkel draussen. Als wir dann schliesslich auf dem Bahnhofsvorplatz standen, droehnten die Lausprecher, es klang ein bisschen wie der Tagesappell, nur dass niemand zuhoerte. Nach einigem Hin uns Her landeten wir schliesslich in einem Kleinbus in Erwartung einer Muetze Schlaf. Die Nacht in unserem Super-Luxus-Schlafwagen war trotz der bequemen Betten von allgemeiner Schlaflosigkeit gepraegt. Nicht gerade die Art zu reisen, in der man von Land und Leuten am meisten mitbekommt, dennoch ein kleines Abenteuer. Zurueck gehts dann in der Holzklasse.

Nach etwa anderthalb Stunden Busfahrt kamen wir im wolkenverhangenen Sapa an. Auf der Fahrt dahin war die Sonne aufgegangen. Die Vietnamesen stehen frueh auf: Um kuz nach sechs Uhr spielten Kinder auf der Strasse Fussball, am Strassenrand hackten Maenner Steine, als waeren sie schon seit Stunden dabei. Susanne froestelte bei unserer Ankunft, aber ihr ist auch kalt bei 30 Grad in Hanoi, schliesslich ist gerade die kalte Jahrezeit, dafuer muss man Verstaendnis haben.

Auf unserer kleinen Erkundungstour durch die Berge kam dann aber die Sonne heraus. Fuer uns Touristen war es recht heiss und wir beneideten die Menschen auf den Reisfeldern um ihre typischen Reispfluecker-Huete. Entgegen anderslautenden Informationen werden diese traditionellen Kopfbedeckungen hier naemlich rege getragen. Auf dem Weg in die Reisfelder zeigte sich, dass der Durchschnittseuropaer gut daran tut, profiliertes Schuhwerk zu tragen. Der Einheimische braucht das nicht. Behende wie eine Bergziege huepft er in seinen Badelatschen durch die Berge - beneidenswert. Zum Thema Fortbewegung kann man hier uebrigens nur staunen, wie viele Menschen plus Zubehoer auf einen Roller passen.

Gerade haben wir einen Haps gegessen und ich werde Rainer und Susanne gleich in die Karaoke-Bar folgen. Fuer uns beginnt damit das Sapa-Nightlife und ich bekomme endlich mein "Bia Ha'noi".

posted by darja lena | 22:18


15.10.02  

Ich haette auch gerne was geschrieben, aber wie das so ist mit diesen Computer-Biestern: Man mach "gar nichts" und ploetzlich ist der Text weg. Zugunsten unseres heute abend noch anstehenden Touri-Programmes werde ich meine literarischen Erguesse an dieser Stelle nicht wiederholen. Das ueberlasse ich Rainer, der neben mir im Internet-Cafe sitzt. Ich will nur noch kurz erwaehnen, wie schoen es ist, zu wissen, dass manche Menschen ganz nah sind, auch wenn sie am anderen Ende der Welt leben. Bei Susanne ist das so. Viele liebe Gruesse an Euch alle

posted by darja lena | 21:06
 

Hanoi 1

Dienstagabend. kurz vor 21 Uhr. Wir sitzen im Internet-Cafe in der Innenstadt von Hanoi, in der Naehe des zentralen Sees. Eben haben wir gut gegessen und von der Terrasse des Restaurants aus den Blick auf das hektische Treiben auf der Strasse genossen. Hektisch ist eigentlich gar kein Ausdruck, denn es ist ein unaufhoerliches Gewusel: vor allem der Versuch, einfach nur von einem Buegersteig auf die gegenueberliegende Seite zu gehen, ist ein Abenteuer. Es sind so viele Leute auf Motorraedern unterwegs, das man schon ein bisschen Mut aufbringen muss, um die Strasse zu ueberqueren. Das geht am besten so: einfach losgehen, nicht nach rechts oder links gucken und immer weitergehen, bis man drueben angekommen ist. Die Hoffnung ist, dass die Motorradfahrer ausweichen... und sie tun's. Bislang sind wir immer heil drueben angekommen.
Auf einem ausfuehrlichen Spaziergang haben einige Sehenswuerdigkeiten abgegrast: den Literaturtempel, die Ein-Saeulen-Pagode, in den Praesidenten-Palast und das Mausoleum, in dem Onkel Ho liegt, wollte man uns nicht lassen. Lag aber nicht an uns - beide waren geschlossen.
Es ist angenehm warm - so, dass man (naja, ich zumindest) immer schwitzt, auch, wenn man nicht mal den kleinen Finger bewegt.
Morgen Abend fahren wir mit dem Nachtzug Richtung Berge, in den Norden, erst nach Lao Cai und dann nach Sapa (also, nehmt Euch die Vietnam-Landkarte in die Hand und Ihr wisst mehr).
Jetzt muss ich uebrigens aufhoeren, denn wir gehen gleich ins Wasserpuppen-Theater. Nicht im Dieter-Bohlen-Sinne, sondern es ist Theater im Wasser mit echten Figuren. Steven-Spielberg-Filme sind nichts dagegen.
Gute Nacht, wo immer Ihr seid!

posted by Rainer | 21:06


9.10.02  

Ich weiß gerade nicht, wie's bei Darja aussieht, aber meine Einkaufsliste ist fast abgearbeitet - fast. Naja, noch sind's ja ein paar Tage bis zum Abflug. Die letzte Impfung ist im Oberarm versenkt und zumindest aus Sicht der Mediziner kann's jetzt losgehen.
Was noch fehlt, sind neue Trekking-Sandalen.... Anfang Oktober ist naturgemäß die beste Jahreszeit, um Sandalen zu kaufen: entweder sind die Regale leer oder es gibt noch die Größen bis 36 und ab 45.
Die Spannung steigt und die Vorfreude auch..... nur noch zwei Tage arbeiten und den Rest von heute!

posted by Rainer | 13:52


2.10.02  

Dienstag abend, Restaurant Saigon, Martinistraße: Letzte Vorbereitungen werden getroffen, Listen geschrieben, wichtige Dinge geklärt. Nur noch zwölf Tage - dann fahren wir! Wir, das sind Rainer und ich (Darja). Wir werden uns am 14. Oktober in Hanoi mit Susanne treffen und dann einfach mal das Land erkunden. Und wenn wir davon genug haben, fahren wir nach Kambodscha und erkunden weiter. ;-) Dort lebt und arbeitet Susanne fuer den DED.
das ist Rainer das ist Darja und das ist Susanne

posted by darja lena | 20:08
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